Maier

Fünf Fragen an Michael Maier

Michael Maier ist Bürgermeister in Winterlingen und Mitglied im Lenkungskreis des Konversionsraums Alb. In seiner Funktion entscheidet er mit über die Zusammenarbeit der Kommunen innerhalb dieser Raumschaft und damit auch über ihre weitere Entwicklung.

1. Frage: Die Gemeinde Winterlingen ist Teil des Konversionsraums Alb. Eines der Ziele dieses Zusammenschlusses ist die Förderung der interkommunalen Kooperation. Warum ist für Sie die Zusammenarbeit mit anderen Kommunen wichtig?

Die Aufgaben einer Kommune werden immer mehr von gesetzlichen Vorgaben, Erschwernissen und Spezialwissen beeinflusst. Kleinere Kommunen stehen immer öfter vor dem Problem, das notwendige „Know how“ nicht mehr vorhalten zu können. Deshalb macht es Sinn, durch die kommunale Zusammenarbeit, sei es in den Bereichen Marketing, Bauleitplanung, Verwaltung, Bauhof, Forst etc., die Kräfte zu bündeln und die Dinge gemeinsam anzugehen. In den Bereichen Abwasserentsorgung und Wasserversorgung hat sich diese kommunale Zusammenarbeit in Zweckverbänden ja schon seit vielen Jahrzehnten bewährt. 

2. Frage: Die Zusammenarbeit im Konversionsraum hat für Kommunen unterschiedliche Vorteile. Wie hat Winterlingen bisher profitiert?

Die Ergebnisse der verschiedenen Workshops, Datenerhebungen und -bewertungen durch die beteiligten Planungsbüros haben uns für unsere weiteren örtlichen Planungen interessante Daten und Fakten geliefert. Außerdem sind wir als Konversionsgemeinde bei Landesfördermitteln wie dem Ausgleichsstock oder dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum vorrangig behandelt worden und konnten teilweise auch höhere Zuschusssätze erhalten. Hinzu kommt natürlich noch der nicht zu unterschätzende Mehrwert durch die mediale Präsenz des Konversionsraumes, der Arbeit des Regionalmanagements mit einer Vielzahl von Veranstaltungen und dem Flächen- und Immobilienportal „baupilot“.

3. Frage: Eines der Hauptprojekte ist die Erschließung, die Vermarktung und das Management eines interkommunalen Industrieparks auf dem ehemaligen Kasernenareals. Winterlingen beteiligt sich nicht an diesem Projekt. Warum?

Die räumliche Entfernung von Winterlingen zum geplanten interkommunalen Industriepark ist doch sehr groß und war einer der Hauptgründe, weshalb sich unser Gemeinderat gegen eine Mitgliedschaft im geplanten Zweckverband ausgesprochen hat. Außerdem haben wir mit dem Gewerbe- und Industriegebiet Vogelherd-Längenfeld, das direkt „vor unserer Haustür“ an der B 463 liegt, bereits seit vielen Jahren ein interkommunales Projekt mit der Gemeinde Straßberg realisiert, das sehr erfolgreich ist. In diesem Gewerbegebiet, das sich über beide Gemarkungen erstreckt, sind noch genügend Erweiterungsflächen vorhanden, um Neuansiedlungen oder Expansionswünsche von örtlichen Betrieben realisieren zu können. Und mit dem Industriegebiet „Weinstetter Straße“ hat die Gemeinde Winterlingen einen weiteres „As im Ärmel“. Die rund 4 ha umfassende, reine Industriefläche vor den Toren von Benzingen wird im nächsten Jahr erschlossen und steht dann für eine Bebauung zur Verfügung.

4. Frage: Die Einwohner sollen sich in ihrem Lebensumfeld wohlfühlen. Winterlingen bietet seinen Bürgern viele öffentliche Einrichtungen und sorgt so für ein gute Infrastruktur. Was würden Sie gerne weiterentwickeln?

Ich denke, in Winterlingen stimmt das „Gesamtpaket“. Wir haben alle Einrichtungen am Ort, die man für das tägliche Leben braucht. Dazu zählen nicht nur die öffentlichen Einrichtungen wie Frei- und Hallenbad, Bücherei, Kindergärten, Schulen, Mehrzweckhallen, Erwachsenenbildung und Jugendmusikschule, sondern auch die Gesundheitsversorgung mit Arzt- und Zahnarztpraxen, Apotheke, Physios, Heilpraktikern, Rehastudio, Pflegediensten, dazu Dienstleistungsunternehmen wie Banken, Postagentur, Seniorenheim sowie Einkaufsmöglichkeiten und ein sehr reges Vereinsleben. 

Natürlich steht der Erhalt der vorhandenen Infrastruktur an erster Stelle.  Um unser Image als „familienfreundliche Kommune“ weiterzuentwickeln, müssen wir immer wieder auf die Veränderungen in den Lebensumständen von Familien reagieren, wozu insbesondere eine erhöhte Nachfrage nach Ganztagesbetreuungsplätzen im Bereich der Klein- und Schulkindbetreuung zählt. Außerdem ist es uns wichtig, der steigenden Wohnraumnachfrage durch das Ausweisen neuer Baugebiete und das Forcieren unseres eigenen Förderprogramms „Ortsmitte beleben“ nachzukommen. Unser Projekt „Seniorenwohnen Ü50“ liegt in den letzten Zügen und wir hoffen, im Frühjahr 2020 die Erschließungsarbeiten abgeschlossen zu haben.

5. Frage: Als Bürgermeister einer Gemeinde wird man mit unterschiedlichen Vorstellungen, Wünschen, Anregungen oder auch Probleme der Bürger konfrontiert. Sie sind seit vielen Jahren im Amt. Wie begegnen Sie den verschiedenen Erwartungshaltungen der Bürger?

Ich habe die Gemeindeverwaltung schon immer als Dienstleister für seine Einwohner gesehen, die versucht, einen guten und effektiven Bürgerservice zu bieten und den Menschen, im Rahmen unserer Möglichkeiten, zu helfen und auf Ihre Anregungen und Wünsche einzugehen. Allerdings hat sich die Erwartungshaltung der Bürger in den letzten zwei Jahrzehnten aus meiner Sicht immer mehr in Richtung Eigeninteresse und Abwälzen von Verantwortung auf die öffentliche Hand gewandelt. Das Anspruchsdenken ist gestiegen, ohne sich oftmals konkrete Gedanken über die Finanzierung von Forderungen und Wünschen zu machen. Hinzu kommt noch, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen immer enger gefasst werden und uns des Öfteren die Hände bei Entscheidungen gebunden sind, die wir gerne anders umsetzen würden. Dies stößt natürlich hin und wieder auf Unverständnis beim Bürger und führt zu Verärgerung gegenüber dem Gemeinderat und der Verwaltung. Letztendlich ist es wichtig, ein offenes Ohr zu haben und sich am Machbaren zu orientieren. 

 

Vielen Dank für Ihre Antworten und weiterhin auf eine gute Zusammenarbeit im Konversionsraum Alb!