Fünf Fragen an Roswitha Beck

 

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Fünf Fragen an Roswitha Beck

Roswitha Beck ist Bürgermeisterin der Gemeinde Schwenningen und Mitglied im Lenkungskreis des Konversionsraums Alb. In ihrer Funktion entscheidet sie mit über die Zusammenarbeit der Kommunen innerhalb dieser Raumschaft. Das Besondere ist, dass die Gemeinde Schwenningen nicht im Zollernalbkreis liegt und auch an der Konversion in Sigmaringen beteiligt ist.

1. Frage: Die Gemeinde Schwenningen ist Teil des Konversionsraums Alb. Eines der Ziele dieses Zusammenschlusses ist die Förderung der interkommunalen Kooperation. Warum ist für Sie die Zusammenarbeit mit anderen Kommunen wichtig?

Schwenningen ist eine kleine Gemeinde mit knapp 1.700 Einwohnern im Landkreis Sigmaringen direkt an der Landkreisgrenze zum Zollernalbkreis und zum Kreis Tuttlingen gelegen. An Grenzen darf das Denken und Arbeiten nicht aufhören, Zusammenarbeit auch über Grenzen hinweg, ist unumgänglich, zumal einzelne Kommunen in einer Region meist vor denselben Problemen stehen. Durch Kooperationen können Kräfte für ganze Regionen gebündelt und große Lösungen zusammen angegangen werden. Zu glauben, jede Kommune sei für sich die Wichtigste, ist längst überholt und vor allem durch gesetzliche Vorgaben ist immer mehr Spezialwissen erforderlich. Durch kommunale Zusammenarbeit können auch Ressourcen geschont und weitreichendere Lösungen gesucht werden.

2. Frage: Eines der Hauptprojekte des Konversionsraums Alb ist die Erschließung, die Vermarktung und das Management eines interkommunalen Industrieparks auf dem ehemaligen Kasernenareal. Schwenningen beteiligt sich nicht an diesem Projekt. Warum?

Schwenningen ist zwischenzeitlich Mitglied im Zweckverband Interkommunaler Gewerbe- und Industriepark Graf Stauffenberg Sigmaringen (IGGS). Fast zeitgleich sollten zwei ähnliche Projekte auf die Beine gestellt werden. Schwenningen liegt zwar räumlich näher an Meßstetten als an Sigmaringen, der Gemeinderat hat sich letztlich dafür entschieden, nicht parallel zwei Zweckverbänden mit demselben Ziel beizutreten. In der Raumschaft Sigmaringen ist aus arbeitsplatztechnischer Sicht noch viel Nachholbedarf. Schwenningen war es wichtig, vor allem dort die Ansiedlung von Industrie und Gewerbe zu forcieren.  

3. Frage: In diesem Jahr wurde das Regionalbudget eingeführt. Hierbei handelt es sich um 200.000 € Fördermittel im Jahr 2020, die unproblematisch von Vereinen im Konversionsraum beantragt werden können. Wie können die Vereine in Schwenningen profitieren?

Schwenningen verfügt über ein reges Vereinsleben in verschiedensten Bereichen. Bürger aller Altersgruppen sind vereinsmäßig ehrenamtlich tätig und tragen hierbei sehr viel zum Gemeindeleben bei. Der Zusammenhalt in der Kommune ist über die Vereinsaktivitäten enorm und es ist unglaublich, wie in den Vereinen gemeinschaftlich Projekte unterschiedlicher Art entstehen. Bestes Beispiel ist unser seit über 20 Jahren bestehender alljährlicher Strohpark. Durch das Regionalbudget können Gelder zu den Vereinen und letztendlich in die Gemeinde zum Wohle und zum Nutzen aller Bürger geholt werden. Am Ende kommen die Gelder, die ein einzelner Verein für ein Projekt bekommt, der ganzen Dorfgemeinschaft zugute. 

4. Frage: Die Einwohner sollen sich in ihrem Lebensumfeld wohlfühlen. Schwenningen bietet seinen Bürgern Vieles. Was würden Sie gerne weiterentwickeln?

Für mich steht vor allem der Erhalt dessen, was vorhanden ist, an erster Stelle. In den vergangenen Jahren wurde alles dafür getan, jungen Familien ein familienfreundliches Umfeld zu bieten. Die Schülerbetreuung und die Schaffung einer Kinderkrippe im Kindergarten mit weitgehenden Öffnungszeiten wurde auf den Weg gebracht und umgesetzt. Wichtig ist mir, dass für junge Familien auch genügend Baugrund zur Verfügung steht, weshalb wir aktuell zwei neue Baugebiete ausgewiesen haben und diese momentan erschließen. Wichtig ist mir auch der Erhalt einer Arztpraxis im Dorf. Ich setze alles daran, dass sich in Schwenningen erneut ein Hausarzt niederlässt, wenn unser momentaner Arzt noch in diesem Jahr in seinen wohlverdienten Ruhestand geht. 

5. Frage: Als Bürgermeisterin einer Gemeinde wird man mit unterschiedlichen Vorstellungen, Anregungen oder auch Forderungen der Bürger konfrontiert. Der Ton in der Diskussion wird leider immer ruppiger. Kann man dies auch in Schwenningen feststellen? Wenn ja, wie begegnen Sie diesem? 

Ich glaube es liegt an der Mentalität der Menschen überhaupt, immer mehr an sich selbst zu denken und ihre Eigeninteressen in den Vordergrund zu stellen. Ich bemerke das in jedem Bereich, nicht nur im kommunalen. Viele Menschen habe leider ein sehr hohes Anspruchsdenken, erwarten viel vom Staat und der öffentlichen Hand, fragen sich aber selten, wie und vor allem von wem alles finanziert werden soll. Der Ruf nach der „Gemeinde“ wird oft laut, ohne dass aber mal darüber nachgedacht wird, wer denn die „Gemeinde“ eigentlich ist. Gesetzliche Rahmenbedingungen und vor allem auch der finanzielle Handlungsspielraum schränken Entscheidungen des Gemeinderats oft ein. Man kann nicht immer alles umsetzen, so wie man gerne möchte und das stößt oft auf Unverständnis.
Im Übrigen hat bei Entscheidungen des Gemeinderats immer das Gemeinwohl und nie Einzelinteressen im Vordergrund zu stehen. 
Oberstes Gebot für die Gemeindeverwaltung ist es, den Bürgern zu helfen, einen guten Service zu bieten und für die Einwohner da zu sein. Wir sind auch für Anregungen und Kritik offen und versuchen stets, den Erwartungen der Bürger gerecht zu werden. 

Vielen Dank für Ihre Antworten und weiterhin auf eine gute Zusammenarbeit im Konversionsraum Alb!