Fünf Fragen an Dr. Dirk Seidemann

 

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Fünf Fragen an Dr. Dirk Seidemann

Dr. Dirk Seidemann ist Leiter des Regionalverbandes Neckar-Alb. In seiner Funktion entscheidet er mit über die Raumordnung und den Bedingungen für die Wirtschaftsförderung in den Landkreises Reutlingen, Tübingen und Zollernalb. Diese Aufgabe hat große Bedeutung für den zukünftigen Gewerbe- und Industriepark Zollernalb.

1. Frage: Der Regionalverband hat Einfluss auf die Ausweisung von Wohngebieten sowie von Gewerbe- und Industriegebieten. Damit beeinflusst er die Lebensbedingungen der Menschen nachhaltig. Können Sie uns bitte zusammenfassend sagen, was Ihre Aufgabe ist.

Der Regionalverband Neckar-Alb ist zuständig für die Regionalplanung in unserer Region. Mit dem Regionalplan werden der Rahmen und die Entwicklungsziele im Bereich der regionalen Siedlungsstruktur und -entwicklung, der Freiraumstruktur und des Freiraumschutzes und der Infrastrukturentwicklung für die drei Landkreise Reutlingen, Tübingen und Zollernalbkreis formuliert. Regionalplanung sorgt dabei für den Ausgleich zwischen den einzelnen Raumnutzungsansprüchen, so dass die Entwicklung der Region gestärkt und gleichzeitig die Qualitäten der Region im Zusammenspiel Siedlung und Landschaft erhalten bleiben. Nachhaltigkeit ist hierbei ein wesentliches Element.

2. Frage: Ein wichtiges Projekt des Konversionsraums Alb ist die Umwandlung eines Teils der ehemaligen Zollernalbkaserne in einen Industriepark. Jetzt könnte man ja argumentieren, warum sollen gerade auf der Hochalb neue Industrieflächen entstehen und nicht z.B. an der B463 bei Albstadt?

Wie der Begriff Konversionsraum schon sagt, gilt es, den Bereich der Zollernalbkaserne „umzuwandeln“ und zukunftsfähig aufzustellen. Für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung ist es wichtig, vor der Inanspruchnahme neuer Flächen zunächst die bestehenden, schon erschlossenen Gebiete zu nutzen. Zudem gibt es in der Region Neckar-Alb kaum noch Industrieflächen, die den Anforderungen insbesondere für produzierende Industriebetriebe genügen. Mit einem Industriegebiet im Bereich der Zollernalbkaserne kann also ein engsprechendes Angebot auf schon größtenteils besiedelten Flächen geschaffen werden, also eine Win-Win-Situation. 

3. Frage: Die Zusammenarbeit im Konversionsraum Alb ist interkommunal. Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit von Kommunen aus Ihrer Erfahrung als Leiter des Regionalverbandes?

Der Regionalverband befürwortet hier auch eine interkommunale Zusammenarbeit. Mit interkommunaler Kooperation, gerade im Bereich Gewerbe, können Gemeinden gemeinsam Flächenvorsorge an gut geeigneten Standorten für ihre Betriebe betreiben und Ressourcen bündeln. Durch die Kooperation werden die Chancen erhöht und die Risiken einer Entwicklung minimiert. So können für Unternehmen im globalen Wettbewerb Angebote geschaffen werden, mit denen vorhandene Arbeitsplätze gesichert und Möglichkeiten für neue geschaffen werden. Hierzu haben wir schon zahlreiche gute Beispiele in der Region, wo dies sehr gut gelungen ist. Durch die interkommunale Zusammenarbeit im Bereich der ehemaligen Zollernalbkaserne können Außenbereichsflächen an anderer Stelle geschont werden. Die regionalbedeutsamen Schwerpunkte für Industrie, Gewerbe und Dienstleistungseinrichtungen sollen gemäß Regionalplan Neckar-Alb 2013 unter der Prämisse der interkommunalen Zusammenarbeit geplant werden. Der Konversionsraum soll als einer von dann insgesamt 10 regionalen Gewerbeschwerpunkten neu entwickelt werden. 

4. Frage: Welche Eigenschaften sollte Ihrer Ansicht nach ein Industriegebiet aufweisen, dass heute neu aufgebaut wird? 

Heutige Industriegebiete müssen den Anforderungen der Zukunft gerecht werden. Ressourceneffizienz, nachhaltige Energieversorgung, Flächeneffizienz durch zum Beispiel gemeinsame Parkflächenbewirtschaftung und Angebote für Mitarbeiter wie z.B. die Möglichkeit von Kinderbetreuung oder eine „grüne Infrastruktur“ oder machen Gewerbegebiete neben der Erreichbarkeit und intelligenter Zuschnitte der Grundstücke attraktiv. Ich denke, der Standort der Zollernalbkaserne bietet hierfür beste Vorraussetzungen, entsprechendes qualitätsvoll umzusetzen.

5. Frage: Sie wohnen seit ca. zwei Jahren in der Region. Was ist für Sie das Prägende an der Alb? Gibt es etwas, was die Mentalität der Menschen auszeichnet?

Zielstrebigkeit, Kreativität, Zuverlässigkeit und das „Schaffige“ sind prägend für unsere Region, also meine neue Heimat. Dinge, die man anpackt, werden umgesetzt. Das Bewusstsein für die Qualität der Landschaft, der Natur, Ortschaften und der eigenen Kultur ist ausgeprägt, so macht es als Verbandsdirektor viel Freude, mitgestalten zu dürfen

Vielen Dank für Ihre Antworten und weiterhin auf eine gute Zusammenarbeit im Konversionsraum Alb!